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Totengässlein

Kleinhüningen, vom Fischerdorf zum Industriequartier

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Abbildung 1: Kleinhüningen um 1749 mit der gegenüberliegenden Vauban-Festung

Kleinhüningen wird schweizerisch

Kleinhüningen gehörte in früheren Zeiten nicht zu Basel,  allerdings war es vorübergehend 1385 und 1488 im Besitz der Stadt Basel gewesen.
Infolge seiner geografischen Lage litt Kleinhüningen im Laufe der Jahrhunderte unter den verschiedensten Kriegen. 1633 wurde z.B. das "Neue Haus" von den Schweden ausgeplündert und verbrannt, es erstand aber wieder.
Am 23. Nov. 1640 kaufte Basel dem Markgrafen Friedrich V. von Baden-Durlach Kleinhüningen für 3500 Reichstaler ab, mit seinen 211 Personen, 23 Haushalten.
Der eigentliche Übergang erfolgte am 14. Mai 1641, da an diesem Tag die markgräflichen Untertanen (Leibeigene), die männlichen Bewohner des Dörfleins durch den Landvogt von Rötteln: Junker Hans Georg Berthramb von Herspach ihres Eides entbunden und durch Altoberstzunftmeister Johann Rudolf Wettstein in Eid und Pflicht der fürsichtigen, ehrsamen und weisen Stadt Basel genommen wurden.
Die Gemeinde bot damals einen äusserst kläglichen Anblick aufgrund der Kämpfe zwischen Schwedischen  und Kaiserlichen Truppen. Wegen der Schiessereien und Plünderungen verliessen die Einwohner ihre Heimstätte.

Heutiges Umfeld

Kleinhüningen kann heute als "Hafenstadt der Schweiz" bezeichnet werden. Das heutige Hafenareal nimmt einen grossen Teil des ehemaligen Gemeindebanns ein. Daneben sind manche neuere Wohngebäude errichtet worden sowie gewerbliche, industrielle und öffentliche Anlagen. Vom ehemaligen dörflichen Charakter ist wenig übrig geblieben.

Lage und Geschichte Kleinhüningens

Dort, wo die Wiese in den Rhein fliesst, befindet sich auf der rechten Flussseite Kleinhüningen. An dieser Lage bei fischreichen Gewässern befand sich schon in frühen Zeiten eine Ansiedlung.
Gegenüber von Kleinhüningen, auf der linken Rheinseite, liegt Hüningen, wo sich die vormalige, 1815 geschleifte, Vauban-Festung befand (Abb. 1).

Industrialisierung

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts und vermehrt im 20. Jahrhundert geriet Kleinhüningen in den Sog der Industrialisierung. In der Folge wurde das ehemalige Fischer- Handwerker- und Bauerndorf von der sich ansiedelnden Industrie und dem Bau- respektive Ausbau des Rheinhafens innert einiger Jahrzehnte quasi umgewälzt, mit negativen und positiven Effekten, je nach Sichtweise.
1864 verlegte Alexander Clavel seine Farbenfabrik aus dem Kleinbasel in das Gebiet zwischen der Klybeckstrasse und dem Unteren Rheinweg, nicht weit entfernt von der Gemeindegrenze zu Kleinhüningen.
1873 übernahmen die Herren Bindschedler und Busch die Firma, die sie 1884 in eine Aktien-gesellschaft mit dem Namen Gesellschaft für Chemische Industrie in Basel (1945 abgekürzt in CIBA) umwandelten.
1893 erhielt Kleinhüningen seine eigene chemisch Fabrik. Robert Bindschedler war 1892 aus der Gesellschaft für Chemische Industrie ausgetreten und kaufte der Gemeinde am Neuhausweg Land ab mit der Bedingung, die Abwasserleitung, die direkt in den Rhein führen musste, in die Strasse der Gemeinde zu legen. Ab 1893 produzierte die "Basel Chemische Fabrik Bind-schedler" in Kleinhüningen Farbstoffe und pharmazeutische Spezialpräparate.
1915 lagen die Pläne für einen Hafen in Kleinhüningen vor. 1917 wurde der Bau von der Regierung beschlossen, und 1922 war das Hafenbecken fertiggestellt. 1925 stand der Siloturm und 1926 war der Kleinhüninger Hafenbahnhof fertiggestellt. Von 1936-39 wurde das Hafen-becken 2 angelegt.
In den 1970er Jahren wurde die Autobahn Freiburg-Basel gebaut und 1982 nahmen die Kläranlagen Ara 1 und Ara 2 den Betrieb auf.

Literatur

Paul Hugger, Kleinhüningen, Von der Dorfidylle zum Alltag eines Basler Industriequartiers, Birkhäuser Verlag Basel, 1984.
Justin Gehrig, Aus Kleinhüningens vergangenen Tagen 1640/41 – 1940/41, Hans Böhm Schweizerische Verlagsdruckerei, Basel, 1941.

 

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